Mehrere Anfragen zeigen den Informationsbedarf bei der Produktion von raschwüchsigem Zwischenfrucht-Feldfutter. Zunehmend treten im Sommer in exponierten Lagen- und sogar jetzt schon im Frühjahr 2019, verstärkt durch den Klimawandel, lokale Dürren mit Futterknappheit auf. Schnellwüchsiges Sommerfeldfutter schafft Abhilfe. Raschwüchsige Zwischenfrüchte mit Kreuzblütlern und Feldfuttergräsern liefern nach frühräumenden Getreidearten hohe Erträge bei Futterzwischenfrüchte und verbessern zusätzlich Bodeneigenschaften und binden klimarelevantes CO2.
Eine frühe Saat bringt frühere und höhere Futtererträge
Entscheidend für Sommerzwischenfrüchte ist, dass sie so früh als möglich gesät werden. Jeder früherer Anbautag ist mit freiem Auge am früheren und höheren Ertrag ersichtlich. Bei sehr früher Saat kommen zusätzlich positive Wirkungen vor allem bei Kleearten z. B. als Bienenweide und bei der Stickstoffbindung zu tragen. Futterleguminosen sind absolut ungeeignet für Spätsaaten, da dann keine wirtschaftlichen Erträge erzielt werden. Eine Ausnahme bildet der Inkarnatklee. Er ist auch im besonders ertragsfähigem „Landsberger Gemenge“ als Gemengepartner mit Winterwicke und Italienischem Raygras enthalten. Insbesondere einjährige Ackerfuttergräser und einjährige Kleearten wie Alexandrinerklee und Perserklee eignen sich für einen ertragsfähigen Sommerfutterbau, zur Deckung des Eiweiss-Futterbedarfs bei einjähriger Nutzung.
Wirtschaftsdünger für Zwischenfrüchte verlustarm nutzen und einarbeiten
Alle Kreuzblütler und Raygräser verwerten die Wirtschaftsdünger mit hoher Effizienz. Entscheidend ist, dass sie nach der Ausbringung und vor dem Anbau so schnell als möglich eingearbeitet werden. Der wertvolle Ammonium-Stickstoff, der bei hohen Temperaturen besonders verlustanfällig ist, wird so vor der Ammoniak-Ausgasung geschützt und nachfolgend genutzt. Die höchste Ertragswirkung wird erzielt, wenn den Zwischenfrüchten zusätzlich zum Wirtschaftsdünger 1/3 bis ½ des N-Bedarfes als rasch wirksamer Mineraldünger-Stickstoff gedüngt werden. Die gesamte N-Düngemenge muss aber CC-konform bleiben und darf den Höchstwert einer sachgerechten Stickstoffdüngungsmenge nicht übersteigen.
Die Saat des Sommerzwischenfruchtfutters muss unmittelbar nach der Getreideernte erfolgen, da nur dann die Restbodenfeuchte und die optimale Keimtemperatur für den raschen Aufgang des ausgebrachten Saatgutes genutzt werden kann. Bei starkem Unkrautaufkommen ist ein Reinigungsschnitt vorteilhaft, er darf aber nicht zu spät erfolgen.
SOMMERFUTTERRAPS und PERKO ergeben das früheste Zwischenfruchtfutter
Schnellwüchsiges Sommerfutter vom Acker wird mit SOMMERFUTTERRAPS und dem Chinakohl-Rübsen-Bastard PERKO PVH erzielt. Beide Pflanzenarten liefern in der Sommerzeit das früheste und die höchstmöglichen Futtererträge. Sie sind sogar auch gut spätsaat-verträglich. Sie werden sowohl im frischen Zustand als auch siliert gern gefressen. Das Silieren ist zwar möglich aber kommt zu hoher Silosickerwasserbildung und stärkerem Silogeruch. Für eine ertragreiche Futterernte brauchen alle Kreuzblütler eine Stickstoffdüngung von 50 bis 70 kg N/ha, beste Böden verwerten auch 100 kg N gut.
Eine weitere Möglichkeit für die Produktion von Zwischenfruchtfutter besteht mit Gräsern in Mischungen mit Futterleguminosen; die Saatgutkosten für die Kleearten sind aber deutlich höher. Sie liefern bei raschem Wuchs ein qualitativ hochwertiges und gut verdauliches Futter. Steht Zwischenfruchtfutter infolge Dürre ohne Zuwachs, können auch Rostkrankheiten und Schädlingsfraß auftreten. Futterleguminosen und Feldfuttergräser sind im Jugendstadium deutlich langsamer im Wuchs und bei kurzer Vegetationszeit ertragsschwächer als der raschwüchsige Sommerfutterraps. Um hohe Erträge zu erreichen, müssen Zwischenfrüchte unmittelbar nach der Getreideernte gesät werden. Mischungen weisen eine etwas höhere Aufgangs- und Ertragssicherheit auf, vor allem wenn ungünstige Anbau- und Wachstums-bedingungen herrschen. Ein gelungener Zwischenfrucht-Erbsen und Wickenbestand verbessert spürbar die Bodengare und Bodenstruktur und liefert der Folgekultur etwa 30 kg N/ha nach und ergibt damit einen Beitrag zur umweltfreundlichen Stickstoffdüngung.
Wiesenschweidel
oder Festulolium,
eine Kreuzung von Raygras und Wiesenschwingel, bewährt sich in Deutschland und könnte als klimaresilientes Gras noch größere Bedeutung erlangen. Gelegentlich findet man auch Naturvorkommen dieser Kreuzung. ZB im niederösterreichischen Alpenvorland bei Steinakirchen. Die frühe Nutzungsreife prädestiniert diesen Bastard als Sommerzwischenfrucht-Feldfutter. Für warme, gutwüchsige Standorte empfehle ich neuere Futterarten wie Wiesenschweidel zuerst in einer kleinen Versuchsfläche in einer Mischung aus Italienischem Raygras, Einjährigem Raygras und Wiesenschweidel laut Tabelle zu testen.
Trockentoleranz von Luzerne und Rotklee nutzen
Bei trockenheitsgefährdetem Grünland soll überlegt werden, auch die Luzerne auf geeigneten Böden als Feldfutter zu nutzen. Werden die Mindestansprüche der Luzerne (pH>6, Knöllchenbesatz, keine Staunässe) erfüllt, liefert sie auch bei längerer Trockenheit erstaunlich hohe Futtererträge – wegen ihres sehr tief gehenden Wurzelsystems. Auf kühleren, feuchteren und lehmigen Böden ist der Rotklee (und Schwedenklee) mit seiner langen Pfahlwurzel bei Trockenheit die Alternative zu den seicht wurzelnden Gräsern; er ist auch im Ertrag überlegen. Generell zeigt sich, dass der tiefere Wurzelgang mittels Pfahlwurzel für alle trockenheitsverträglicheren / klimaresilienten Futterpflanzen der Grund besserer Trockenheitsverträglichkeit ist.
Schwierige Zwischenfrüchte
MARKSTAMMKOHL und ÖLRETTICH sind ebenfalls tiefwurzelnde und damit raschwüchsige fütterbare Kreuzblütler. Wegen ihrer schwierigeren Produktion, der schlechteren Futterqualität, der schwierigen Erntbarkeit und der unerwünschten Überwinterung sind diese Fruchtarten weniger beliebt. GRÄSER als Zwischenfrucht und Ölrettich können in milden Wintern unerwünscht überwintern. Sie überwintern dann nicht, wenn sie hohe Erträge im Herbst erreichen und sich dadurch erschöpfen. Die hohe Leistungsfähigkeit von Einjährigem, Italienischem- und Bastardgras erschöpft die Vitalität (Lebensdauer) rasch, sie frieren in raueren Lagen meist über den Winter ab.
Wassersparende Bestellung und Fruchtfolge
Für einen hohen Feldaufgang der Stoppelsaat ist erforderlich, die Restbodenfeuchte nach der Getreideernte durch die unmittelbare Bodenbearbeitung und Saat zu nutzen. Beim Futterbau darf kein Tag für die Vegetationszeit der Zweitfrucht verloren gehen. Das Stroh muss rasch abgeführt werden; die Bodenbearbeitung, die Rückverdichtung und Saat muss sobald als möglich erfolgen, damit das Bodenwasser für den produktiven Wuchs genutzt wird. Zur Vermeidung von Fruchtfolgekrankheiten (= Bodenhygiene), dürfen keine Fruchtarten als Zwischenfrucht verwendet werden, die zuvor als Hauptfrucht geerntet wurden oder die Fruchtfolge belasten.
Positive Nebenwirkung der Fruchtfolge mit Zwischenfrüchten
Optimale Ackerzwischenfruchtarten als Fruchtfolgeglied verbessern im hohen Maß die phytosanitäre Wirkung einer Fruchtfolge. Sie dämmen den Krankheitsdruck ein, der im Boden durch die Vorfrucht bezüglich mikrobieller Bodenschädlinge aufgebaut wurde. Eine Bodenbearbeitung mit Umbruch unterbricht die grüne Brücke und vermindert den Infektionsgrad bei speziellen Pflanzenkrankheiten der Folgehauptfrucht. Auch die Wurzelausscheidungen der Zwischenfrüchte bewirken einen bedeutenden bodenhygienischen Fruchtfolgeeffekt.
Einen aktuellen Sorten-Überblick bietet die Beschreibenden Sortenlisten des Bundessortenamtes mit samt von Zwischenfrüchten unter:
Klicke, um auf bsl_getreide_2018.pdf zuzugreifen
in Österreich unter
https://bsl.baes.gv.at/kulturen/zwischenfruechte/
Reinsaaten | Saatmengeje ha | bevorzugteEignung | Nutzung im Folgejahr möglich | erhältlich als |
Perko PVH | 15 | Grünfutter | NEIN | Handelsfertig |
Sommerraps | 15 | Grünfutter | NEIN | Handelsfertig |
Italienisches Raygras | 30 | Silage, Grünfutter | JA | Handelsfertig |
Einjähriges Raygras, zB Lirasand | 40 | Silage, Grünfutter | JA | Handelsfertig |
Gemenge | ||||
Einsömmerige Kleegrasmischung EZ | 25 | Silage, Grünfutter | NEIN | Handelsfertig |
Landsberger Gemenge, handelsfetig | 50-80 | Silage, Grünfutter | JA | Handelsfertig |
Landsberger GemengeItal.Raygras + Inkarnatklee + Winterwickefür höchste Futtererträge, Spitzenqualität | 20+20+20 | Silage, Grünfutter | JA | sehr teuer, aber viel u. bestes Futter, ideale Vorfrucht, Frühjahrsfutter |
Alexandrinerklee + Einj. Raygras | 20+15 | Silage, Grünfutter | NEIN | Einzel-komponenten mit Eigenmischung |
Perserklee + Einj. Raygras | 20+15 | Silage, Grünfutter | NEIN | |
Grünhafer + Futtererbsen | 60+100 | Silage | NEIN | |
Grünhafer + Sommerwicke | 70+80 | Silage | NEIN | |
Engl. Raygras + Inkarnatklee | 20+10 | Silage, Grünfutter | JA | |
Einj.Raygras + Erbsen + Sommerwicken | 20+60+80 | Silage, Grünfutter | NEIN | |
Sonnenblume + Hafer + Erbse + Mais | 30+70+60+10 | Silage | NEIN | |
Ital.+Einjähriges Raygras+Wiesenschweidelmit höherer Umweltanpassungsfähigkeit | 15+15+10 | Silage, Grünfutter | JA | eigene Mischung notwendig |