Hirtentäschel Infos für Futterwiesen (Wirtschaftsgrünland)
Ansprüche von Hirtentäschel an Boden und Umwelt
Vorkommen
Das Gewöhnliche Hirtentäschel hat ein großes Verbreitungsgebiet. Es kommt in ganz Europa vor und ist in Mitteleuropa sehr häufig. In den Alpen gedeiht es bis auf 3000 Meter Seehöhe.
Daher hat Hirtentäschel nur wenig spezifische Zeigerwerte. Es braucht
lichte Bodenstellen
und Stellen wo der Boden
humus- oder nährstoffreicher ist.
Ursprüngliche Standorte sind Ruderalstellen, Schuttplätze, Gärten und Äcker. Es sind also Plätze, wo der Mensch oder Tier den Boden umgräbt.
Hirtentäschel ist eine anspruchslose und sehr anpassungsfähige Pionierpflanze auf Kulturflächen, Wegen, Mauern, Freiflächen, die fast auf allen Böden wachsen kann. Hirtentäschel wächst vor allem dort gut, wenn kein Gras aufkommen kann.
Seit 2000 beobachte ich Hirtentäschel zunehmend auch auf offenen Bodenstellen im WIRTSCHAFTSGRÜNLAND, wo die wertvollen Futtergräser verschwanden und offene Boden Stellen auftreten.
Ein Beispiel ist folgende Bild aus Rennweg, Kärnten aus 2020, wo Hirtentäschel im Frühjahr stark auftitt:

Hirtentäschel gilt auf Futterwiesen als Platz- und Nährstoffräuber und gehört zu jenen Arten, die nicht oder nur als Notfutter einwenig gefressen werden, so wie auch: Stumpfblättriger Ampfer, Brennnessel, Taubnessel, Distelarten, Wiesenstorchschnabel, Giersch, Vogelmiere…
Ökologische Zeigerwerte von Hirtentäschel im Web:
Zeigerwerte nach Ellenberg (1 bis 9)
1=wenig, schwach, niedrig
9=stark, intensiv, viel
1
https://daten.bayernflora.de/
de/info_pflanzen.php?taxnr=1091#name=1091,yearGrouping=1,map=8/51.586/14.386
2
https://www.oekologie-seite.de/index.php?id=24&pid=460
Arten-Portraits von Pflanzen oder Flechten
Zeiger | Abk. | Zahl | Hinweis / Aussage Bedeutung |
---|---|---|---|
Lichtzahl | L: | 7 | HALBLICHTPFLANZE, Meist im vollen Licht, braucht aber wenigstens 30 % relativer Beleuchtung. |
Temperatur zahl | T: | x | indifferentes Verhalten |
Kontinental- itätszahl | K: | x | indifferentes Verhalten |
Feuchtezahl | F: | 5 | Bevorzugt mittelfeuchte Standorte, fehlt sowohl an nassen, als auch an ganz trockenen Standorten. |
Reaktionszahl | R: | x | indifferentes Verhalten |
Stickstoffzahl | N: | 6 | An mäßig N-reichen Standorten häufiger als an N-reichen, selten an N-armen Standorten. |
3
Boku Zeigerwerte Tabelle:
https://statedv.boku.ac.at/zeigerwerte/



BOHNER u STARZ von der Grünlandanstalt in Gumpenstein ordnen Hirtentäschel als Lückenfüller ein.
Hirtentäschel Unkraut Anfrage Buchgraber Antwort , F.LW: ca 2019

ANFRAGE: Ackerunkraut im Grünland
Ich habe mit der zugekauften Einstreu ein Ackerunkraut (siehe Fotos) in mein Grünland eingeschleppt. An Stellen, wo die Grasnarbe durch Maschinen beschädigt ist, verbreitet es sich rasant. Ich bewirtschafte die Flächen mit einer Vorweide mit Schafen, zwei Schnitten und einer Nachweide. Im Frühjahr wird Schafmist gedüngt. Ist dieses Unkraut für die Weidetiere gefährlich, und wie kann man es biologisch und chemisch bekämpfen?
Manuel L
Antwort Buchgraber:
Das Hirtentäschel, wie es auf den Bildern zu sehen ist, kommt normalerweise als Ackerunkraut vor. In den letzten Jahren, insbesondere auf trockenen Standorten und in besonders trockenen Jahren, hat sich das Hirtentäschel auch auf den Grünlandflächen, hauptsächlich auch auf Neuanlagen, breitgemacht.
Der Futterwert ist schlecht und die Tiere meiden das Kraut. Das Hirtentäschel ist aber keineswegs giftig (HUMER: aber ungenießbar). Das an sich einjährige Hirtentäschel kommt sehr frühzeitig in die Samenreife und kann sich so immer wieder über die Samen ins neue Jahr vermehren und halten. Die Samen können natürlich über das Stroh in den Betrieb gelangen. Sie sind aber meist bodenbürtig langfristig vorhanden und keimfähig. Meist sind es auch lückige Grasnarben mit geringem Grasanteil sowie mit Nährstoffen, etwas unterversorgte Wiesen und Weiden, auf die das Kraut oft vom Feldrand einwandert. Will man das Hirtentäschel aus seinen Flächen wegbringen, so sollte insbesondere der erste Aufwuchs vor der Samenreife geerntet werden. Eine Nachsaat mit Natro (für trockene Lagen) wäre angebracht, um die Lücken zu schließen. Machen Sie bei einer Neuanlage, wo das Hirtentäschel oftmals massiv durchkommt, unbedingt bei 10-15 cm einen Reinigungsschnitt.
Dr. Karl Buchgraber, HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Hirtentäschel wächst vor allem dort gut, wo kein Gras aufkommt, wie im obigen Bild.
Wenn wüchsiges Gras durch Trockenheit oder mangels Wasser nicht gedeihen kann, dann tritt Hirtentäschel wie hier als massiver Bodenbedecker als Ersatzvegetation auf, wo genug Humus oder Stickstoff im Boden vorhandes ist.
Hirtentäschel tritt vor allem im Frühjahr bei nicht gelungenen Neuanlagen von Wiesen oder bei schwachen, wenig graswüchsigen Wiesen im Frühjahr massiv auf.
Hirtentaschen ähnliche Samen von Hirtentäschel
Bekämpfung von Hirtentäschel als Unkraut
Informationen aus Publikation:
Unkrautmanagement auf Wiesen und Weiden 4.Aufl Galler Frühwirt ETTL Gehring, 28 Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, LK OÖ, LK Sbg, 2013
Wie von Buchgraber dagestellt ist, ein rechtzeitiger Reinigungsschnitt im Frühjahr meist ausreichend. Aus eigener Erfahrung, weiß ich, dass das Futter vom Reinigungsschnitt nicht gefressen wird, offenbar weil es durch die Senfölglykoside stark stink. Es ist auch nich ratsam solches MAterial am Waldrand zu lagern, da große Bäume davon absterben können, wie ich selber sah.

Starkes Auftreten / mögliche Ursachen von zusehends mehr Hirtentäschel im Futtergrünland
Das früher typische ACKERUNKRAUT HIRTENTÄSCHEL breitet sich in den letzten Jahren zusehends im Frühjahr mit besonders üppigem Wuchs nun auf Futterwiesen aus.
Erkennbare und vorstellbare Ursachen für das stärkere Auftreten von HIRTENTÄSCHEL können sein:
A
Das Verschwinden von Futtergräsern mit infolge einer Lückenbildung in der Grasnarbe und
B
gewisse grabende Bodenbewegungen, die sowohl von tierischen Schädlingen im Boden (Mäuse, Maulewurf, ENGERLINGE) als auch durch Boden bewegende Erntegeräte u Zugmaschinen (Fahrspuren) verursacht sein können,
C
die immer häufigere Wiesennutzung von 4 bis 6 Schnitten und die damit verbundene immer häufigeres Bodenbelastung, zudem mit meist immer schwereren Maschinen, die ein immer stärkeres Zerfahren des Bodens mit vorstellbarem Knet-Effekt verursachen.
D
Auch der zunehmende Anstieg der Bodentemperatur durch den Klimawandel könnte bei der Einwanderung des Unkrautes und Zuwanderung von Schadinsekten in die Wiesen eine Rolle spielen.