Beide äußerlich ähnlichen Unkräuter im Futterbau auf Acker und Futterwiesen haben ganz unterschiedliche Standortansprüche und Zeigerwerte.
Praktisch spielt vor allen die Vogelmiere als Stickstoff liebende Pflanze im Ackerbau die entscheidende Rolle als Ackerunkraut, das junge Kulturen rasch überwuchern kann. Es kann angebauten Saaten stark unterdrücken bis überwuchern.


Vogelmiere und Hornkraut: Die leicht verwechselbaren Unkräuter im Futterbau
Vogelmiere (Stellaria media) und Hornkraut (Cerastium spp./div.Arten) sind krautige Allerweltskräuter, die häufig als Unkräuter in Feldern, Wiesen, Gärten und Rasenflächen vorkommen. Obwohl sie äußerlich ähnlich aussehen, gibt es bedeutende Unterschiede zwischen ihnen. Besonders die Ansprüche an Licht und Stickstoff unterscheiden sie.
Unterscheidungsmerkmale von Vogelmiere und Hornkraut
1. Standorte und Nutzung:
Die Vogelmiere ist ein klassisches Ackerunkraut, das auf humosen oder gut gedüngten Feldern und Gärten wächst. Das Hornkraut tritt dagegen am ehesten auf trockenen Wiesen auf, wo die Grasnarbe lichter ist.
2. Wuchsform:
Die Vogelmiere wächst als flache, bodendeckende Pflanze und bildet auf Acker und Gärten dichte, ausgedehnte Teppiche, wie im Bild. Das Hornkraut ist dagegen eine hagere aufrechte Pflanze, die höher wächst und keine Teppiche bildet.

3. Behaarung:
Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die einreihige Behaarung der Vogelmiere auf dem Stängel. Diese verläuft nur auf einer Seite des Stängels und wechselt zur gegenüberliegenden Seite, wenn sie ein Blattpaar erreicht. Das Hornkraut dagegen fehlt diese Haarlinie auf den Stängeln.


Die typisch einreihige Behaarung (Haarline) der Vogelmiere auf dem Stängel (Q: Wikipedia)
4. Blütezeit und Blüten:
Vogelmiere blüht meist von Frühjahr bis Herbst, aber aber auch ganzjährig mit kleinen, weißen Blüten, während das Hornkraut im späten Frühjahr bis zum Sommer blüht und rosa oder weiße Blüten hervorbringt. Die Blüten der Vogelmiere sind etwa 3-5 mm groß, während die Blüten des Hornkrauts größer sind und etwa 5-10 mm groß werden können. Die Vogelmiere hat kleine weiße Blüten mit fünf Blütenblättern, während das Hornkraut weiß bis rosa Blüten hat, die ebenfalls aus fünf Blütenblättern bestehen.

5. Blätter:
Die Blätter der Vogelmiere sind oval bis länglich, etwa 1-2 cm lang und gegenüberliegend am Stängel angeordnet. Die Blätter des Hornkrauts sind lanzettlich und können bis zu 3 cm lang werden. Vogelmiere hat eher runde, weiche Blätter, während die Blätter des Hornkrauts schmaler und spitzer sind. Außerdem haben die Blätter von Hornkraut oft eine silbrige oder haarige Textur.
6. Lebensraum:
Die Vogelmiere bevorzugt gut naturfeuchte Böden und kann in vielen verschiedenen Lebensräumen wie Äckern, Wiesen Gärten und Wäldern (besonders in feuchten Bereichen) gefunden werden. Das Hornkraut wächst am häufigsten auf trockenen oder sandigen Böden und ist typischerweise in offenen Lebensräumen wie Wiesen und Steppen zu finden.
Verwendung von Vogelmiere & Hornkraut:
Beide Pflanzen sind essbar und werden in einigen Regionen als Gemüse oder Salat verwendet. Vogelmiere hat jedoch den höheren Nährwert aufgrund ihres hohen Gehalts an Vitaminen und Mineralstoffen und wird daher eher als alternatives Gemüse oder Salat eingesetzt. Hornkraut gilt dagegen als traditionelles Heilkraut in der Kräutermedizin.
Arten von Hornkraut und Vogelmiere in Österreich
Es ist zu beachten, dass es verschiedene Arten von Hornkraut und Vogelmiere gibt. In Österreich gibt es mehrere Arten von Vogelmiere, darunter die häufigste Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media), die Behaarte Vogelmiere (Stellaria pubera) und die Langblättrige Vogelmiere (Stellaria longifolia). Auch bei Hornkraut gibt es verschiedene Arten, die auf Wiesen wachsen können, wie das Wiesen-Hornkraut (Cerastium arvense), das Behaarte Hornkraut (Cerastium hirsutum), das Ästige Hornkraut (Cerastium brachypetalum) und das Gewöhnliche Hornkraut (Cerastium fontanum).
Es gibt mehrere Studien zum Nährstoffgehalt von Vogelmiere. Eine 2019 veröffentlichte Studie im „Journal of Agricultural and Food Chemistry“ untersuchte den Nährstoffgehalt von Vogelmiere und anderen Wildpflanzenarten, die als Futtermittel für Wiederkäuer verwendet werden können. Die Studie ergab, dass Vogelmiere einen hohen Gehalt an Rohprotein, Rohfaser und Mineralstoffen wie Kalzium, Phosphor und Kalium aufweist. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2017 im „Journal of Animal and Feed Sciences“ untersuchte die Nährstoffzusammensetzung von Vogelmiere im Vergleich zu anderen Futtermitteln für Wiederkäuer und stellte fest, dass Vogelmiere einen höheren Gehalt an Rohprotein, Calcium und Eisen hat als andere Futtermittel wie Luzerne und Weidelgras.
In Bezug auf den Nährstoffgehalt von Vogelmiere-Silage gibt es nicht viele spezifische Quellen. Eine Studie aus dem Jahr 2016 im „Acta Scientiarum. Animal Sciences“ untersuchte jedoch die chemische Zusammensetzung und Fermentationsqualität von Silagen, die aus einer Mischung von Vogelmiere und Sorghum hergestellt wurden. Die Studie ergab, dass die Silage aus Vogelmiere und anderen Wildpflanzen einen moderaten Gehalt an Rohprotein und Rohfaser aufweist und eine gute Fermentationsqualität aufweist, die für die Fütterung von Wiederkäuern geeignet ist.
Eigene Praxiserfahrungen mit Vogelmiere im Zuckerrübenbau:
Als Berater im Zuckerrübenbau erlebte ich bei Aschbach an der Donau 1982 folgendes einmaliges Erlebnis mit Vogelmiere:
Ein Rübenbauer vergaß nach dem Aufgang der Zuckrüben die Vorlauflauf-Unkrautbekämpfung mit Pyramin. Ich kam zu diesem Feld als Rüben und Vogelmiere etwa 5 bis 10cm hoch waren. Der erwähnte Teppich aus Vogelmiere mit der bekannten Rasenbildung war fast flächendeckend. Der Bauer konnte damals die Rüben vom Unkraut nicht mehr unterscheiden und weder händisch hacken als auch nicht mehr mechanisch hacken. Die Rübe ging im Unkraut unter und der Bauer mußte die angebaute Rübe umbrechen. Dieser Rübenanbau war verloren.
Ackerfrüchte, die von Vogelmiere überwuchert werden, werden nur dürftige Kümmerlinge oder sterben überhaupt ab.



Angaben aus Zeigerpflanzen im Ackerbau aus dem österr. Öffi-Web:
19. Stellaria media – Vogel-Sternmiere, Gewöhnliche Vogelmiere, Hühnerdarm
Zeigerpflanze für: Nährstoffe; Humus, gute Bodenbedingungen Bodengare, Sand- bzw.-Trockenzeiger.
Beschreibung: 10–30 cm hoch; weiße Blütenkronblätter tief 2-spaltig; bildet oft kleine „Rasenteppiche“ aus.
Verbreitung in Österreich: In ganz Österreich; häufig auf Äckern.
Ansprüche (Boden bzw. Klima): Frisch, nährstoffreich.
Vegetationszeit: Sommer- oder wintereinjährig
VOGELMIERE: Zeigerwerte nach Ellenberg: https://www.oekologie-seite.de/index.php?id=24&pid=2442
Wert | Zuordnung / Benennun von g | Beschreibung / Kriterien |
L6 | Halbschatten- bis Halblichtpflanze | Gelegentlich im vollen Licht, wenigstens aber an Standorten mit 20 % relativer Beleuchtung. |
Tx | indifferent | Die Pflanze ist gegenüber der Temperatur indifferent. |
Kx | indifferent | Die Pflanze ist gegenüber der Kontinentalität indifferent. |
Fx | indifferent | Die Pflanze ist gegenüber der Feuchtigkeit indifferent. |
R7 | Neutralitätszeiger | Kommt niemals auf stark sauren Böden vor, toleriert Kalk. |
N8 | ausgesprochener Nährstoffzeiger | Kommt an N-reichen Standorten vor, meidet N-arme Standorte. |
VOGELMIERE: Ökologische Zeigerwerte nach BOKU Wien:
https://statedv.boku.ac.at/zeigerwerte/?art=Stellaria+media
Vegetationskundliches Datenmanagement mit HITAB5. Die Skalierung der ökologischen Zeigerwerte erfolgt nach ELLENBERG et al. 1992, die konkreten Einstufungen von mehreren hundert Arten wurden von KARRER für Österreich angepaßt.
Stellaria media agg. L:6 T:x K:x F:x R:7 N:8 VOGELMIERE
Cerastium arvense : L:8 T:x K:5 F:4 R:6 N:4 Wiesen-Hornkraut
Wiesen Hornkraut kommt also nur auf viel mägeren Böden vor, und braucht dazu auch viel mehr Licht, was in trockenen Wiesen am ehesten der Fall ist-
VOGELMIERE: Ökologische Zeigerwerte nach http://botanik.mettre.de/Stellaria_media.shtml
Licht: | 6 | ![]() | zw. Halbschattenpflanze und Halblichtpflanze |
Temperatur: | X | ![]() | indifferentes Verhalten |
Kontinentatlität: | X | ![]() | indifferentes Verhalten |
Feuchte: | 4 | ![]() | zw. Trockniszeiger und Frischezeiger |
Reaktion: | 7 | ![]() | Schwachsäure bis Schwachbase |
Stickstoff: | 8 | ![]() | ausgesprochener Stickstoffzeiger |