Immer mehr Klappertopf auf Futterwiesen, besonders Extensiv-Weiden – Warnung vor tödlichen Giftpflanzen für Vieh auf Alm, Anfrage-Beispiel von 2014 mit Antwort

Klappertopf – neue tödliche Giftpflanze für Vieh auf Almen / Extensivsiesen
Erfahrungsbericht aus Edelschrott/Steiermark aus dem Jahr 2014

Mehr Klappertopf Infos HIER
(https://futterwiesenexpertehumer.blogspot.com/2018/06/klappertopf-informationen.html)

Erstellt aufgrund einer
Email-Anfrage an mich aus Edelschrott: Dienstag, 10.06.2014 12:19

Ich bin durch das Internet auf Ihre Veröffentlichung zum Thema „Almbewirtschaftung – Weidefutter – Giftpflanzen – Weidepflanzen“ aufmerksam geworden und bitte Sie eindringlich um Ihre Hilfe.

Unsere Kalbinnen weiden auf einer Almfläche (ca. 1200 m Seehöhe), wo ein dichter Pflanzenbestand vom Klappertopf besteht. Es gibt mittlerweile einige Fälle von Vergiftungserscheinungen bei den Tieren (ein Tier verendete: Diagnose des Tierarztes: Darmverschluss, eine weitere ist in Behandlung mit akuter Verdauungstörung, Appetit- und Durstlosigkeit etc.) Mittlerweile sind 2-3 weitere Tiere erkrankt (Mattigkeit, Freß- und Trinkunlust, Fieber, Krämpfe etc….

Beiliegend sende ich ihnen Fotos von dieser Weide. Die Pflanzen sind überall, zum Teil großflächig, aber generell überall verstreut.

Gibt es Erfahrungen mit solchen Problemen? Wie sollen wir uns verhalten? Wir bitten Sie höflich um Ihre Hilfestellung und Kontaktaufnahme!


Meine Antwort als Grünlandexperte der NÖ Landwirtschaftskammer vom
Fr., 13. Juni 2014, 13:09

Sehr geehrte Frau G.,

anbei meine Auskünfte zum Klappertopf Problem.

Meine besten gesammelten Informationen aus dem Web:
https://www.evernote.com/pub/jhumer/klappertopf

Die meisten Beiträge, die ich gefunden habe, berichten nur einseitig darüber, dass mit einem Frühschnitt der Klappertopf zurückgedrängt werden könne. Das ist eine sehr einseitige Info, weil sie die Hauptursache – die MANGELNDE NÄHRSTOFFVERSORGUNG – nicht ansprechen.

Aber die Hauptursache des immer stärken auftreten dieser und anderer Giftpflanzen ist :

Die Vernachlässigung der
ganz gewöhnlichen sachgerechten Nährstoffversorgung bei Futterwiesen fördert den Klappertopf
zumindest wenn diese minimale Nährstoffabfuhr in folgender Höhe fehlt:

Das sind je Hektar und Jahr ca:
50 bis 100 kg Stickstoff (N)
30 – 50 kg Phosphor (als P2O5) und
ca 100 kg Kali (als K2O).

Primär sollen die Nährstoffe in Form von Wirtschaftsdünger oder als Mineraldünger erfolgen, wenn keine generelle Rückfuhr der Wirtschaftsdünger erfolgt.
Infolge von finanziellen Anreizen, aber auch Verzerrungen einer wirtschaftlichen Produktion durch Förderprogrammen durch Düngevezicht oder Düngereduktion erfolgt die Ausbreitung vieler Giftpflanzen oder Problemarten. Beispiele sind das ÖPUL oder Ökopunkteprogramm um angeblich umweltgerechter zu wirtschaften und Biodiversität zu fördern. Diese Programme fördern aber jene Arten, die sich durch Düngeverzicht besonders schnell ausbreiten und das sind offenbar alt bekannte, vergessen geglaubte Giftpflanzen oder quasi wertlose bis gefährliche Viehfutterpflanzen, die man glaubte, zum Verschwinden gebracht zu haben.

Da auf Almflächen kaum eine nennenswerte Wirtschaftdünger – Rückfuhr erfolgt und Nährstoffzufuhr durch Mineraldüngung wie Pflanzenschutz förderungsbedingt erfolgen darf, kehren altbekannte Unkräuter wie Giftpflanzen auf vielen Wiesen wieder zurück, die man früher mit viel Mühe eingedämmt hat.

Das will man aber in den verantwortlichen Kreisen nicht gern ansprechen. Lieber vermeidet und verbannt man heute immer mehr die Worte DÜNGUNG und PFLANZENSCHUTZ – so gut wie möglich aus dem Vokabular.

Ganz einfach gesagt, mankann mit einer kräftigeren Düngung und häufigeren Nutzung das Problem leicht und rasch lösen. Genau diese Erfahrung habe ich selbst zB auf einer Pachtfläche in Kienberg in Niederösterreich 1990 erlebt. Damit kann man auch auf Herbizide verzichten.

Quellen:
https://www.landwirtschaft-bw.info/pb/site/lel/get/documents/MLR.LEL/PB5Documents/lazbw_gl/Giftpflanzen%20des%20Gr%C3%BCnlandes.pdf

Dr. Gottfried Briemle Bildungs- und Wissenszentrum Aulendorf (LVVG) (Wissensstand: 2000) schreibt in:

Giftpflanzen des Grünlandes – Wirkung auf Nutztier und Mensch, sowie Bekämpfungsmaßnahmen:

Obwohl das Kraut vom Weidevieh gemieden (Anmerkung HUMER: WAS teils FALSCH IST!!) wird, kann es durch Weidegang, insbesondere bei frühem Auftrieb, zurückgedrängt werden. Gaben von ungeöltem Kalkstickstoff im zeitigen Frühjahr vor Erscheinen der Nutzgräser haben sich ebenfalls bewährt. Nach STÄHLIN auch Bekämpfung durch kräftige Düngung mit Wirtschaftsdüngern.

STÄHLIN, A. 1969: Maßnahmen zur Bekämpfung von Grünlandunkräutern. – Das Wirtschaftseigene Futter, 15 (1969): 249-334; DLG-Verlag, Frankfurt /M.
Rhinanthus Arten
Rhinanthus minor – Kleiner Klappertopf

„Verwerfen und Tod“ durch Klappertopf
nach STÄHLIN, 1969

Meinen vollen Beitrag zum Thema Klappertopf finden Sie nun auch im Web unter:
http://futterwiesenexpertehumer.wikispaces.com/Klappertopf+Infos+von+HUMER+aus+dem+Web (Inzwischen gelöscht durch Einstellung von Wikispaces)

Mit freundlichen Grüßen
………………………………………………………………………………………………………………………………………………
DI Johann Humer
Experte und Berater Grünland und Düngung

LANDWIRTSCHAFTSKAMMER NIEDERÖSTERREICH
Referat 2.5 Bodenwirtschaft und Pflanzenernährung
Wiener Straße 64  |  A-3100 St. Pölten
Tel.  05 0259 22502  |  Fax 05 0259 95 22502
Mobil 0664 60 259 22502  |  johann.humer@lk-noe.at
www.noe.lko.at  |  www.lk-konsument.at
…………………………………………………


Giftigkeit von Klappertopf für Vieh nach dem SCHWEIZER MERKBLATT für Biodiversitätsförderflächen (BFF), 2016


Seite zum Klappertopf aus:
Beratungsschwerpunkt Grünlandverbesserung – Grundfutterqualität Herausgeber Karl Buchgraber, Joseph Resch, Verlag Bundesministerium für Land- u. Forstwirtschaft, Österreich 1990, 77 Seiten

Das folgende Foto von der Schwäbischen Alp, belegt wie massiv Klappertopf heutzutage auftreten kann. Klappertopf sind die GELBEN BLÜTEN im Vordergrund dieses Bildes.

Im Bild oberhalb: Blumenwiese mit extrem problematischer Giftpflanzenmix aus den tödliches Viehgiftpflanzen: Herbstzeitlose, Klappertopf und Hahnenfuss durch extensivierte Grenzertragswiese.
Wirkt zwar für das menschliche Auge ästhetisch, hat aber keine Futterqualität
Schwerbachgegend, NÖ, 22.5.2012

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