Hufkultivierung verbessert Futter auf Weiden

Ein Beitrag vom Futterwiesenexperten Dipl.-Ing. Johann HUMER,
Wieder veröffentlicht am 28.4.2020 aus Beiträgen 2006 und 2013

Folie - 50
DI. J.HUMER
Wiesen & Weide Management bei Wildgehegen
Die stille
Weide-Einsaat-Technik
zur Weideverbesserung
Hu...





Großrahmige Rinder verletzen Wiesennarben besonders bei regnerischem Wetter besonders leicht. Mit dem findigen Nachsaatverfahren „Hufkultivierung“ können anderseits Rinder oder Schafe auch zum Eintreten der ausgesäten Einsaatmischung – selbst in Steillage
Leistungsreserve – Kulturgräser

Bei der extensiven Nutzung von Wiesen mit dem meist geringen Nährstoffrückfluss, nehmen in den letzten Jahren zusehends problematische Kräuterarten zu. Bedenklich, weil giftig sind vor allem Herbstzeitlose, Germer, Hahnenfußarten, Klappertopf und Kreuzkraut-Arten. Giftige Arten beeinträchtigen die Tierleistung und -gesundheit. Zu viele Unkräuter sind die klassischen Hauptverursacher höherer Futterkosten, infolge fehlendem Ertragspotenzial und hoher Futterverluste. Auf die Fresslust  haben sie teils fördernden wie hemmenden Einfluss.

In Beratungen sieht man oft ertragsschwache Wiesen und Weiden. Ihre Narbe ist oft geprägt von Platzräubern wie Spitzwegerich, Ampfer, Geißfuß, Wiesenkerbel, Bärenklau, Löwenzahn, Gemeiner Rispe und Flechtstraußgras. Solchen Problembeständen, wo die Unkräuter oder Ungräser überhand nehmen, fehlen die wichtigen Kulturgräser wie Knaulgras, Englisches Raygras, Timothe und Wiesenrispe und damit Ertrag wie Qualität. Diese verlorenen Leistungsreserven gilt es im Grünland zu nutzen. Möglich ist dies mit den verschiedenen Formen der Nachsaaten als Einsaaten oder Übersaaten. 

Es gilt auch das Saatgut heutiger Gräsersorten mit einem deutlich höheren Ertragspotential als früherer Sorten bzw. von Wildtypen zu nutzen. Darin liegen auch die ungenutzten Leistungsreserven vieler Futterwiesen einschließlich Weiden.

Weideverbesserung durch Hufkultivierung

Um die Futterbasis einer Weide zu erhalten ist auch das Einbringen von Saatgut in zertretene Weidenarben wichtig. Ertragsbestimmend für Weiden ist ein Pflanzenbestand aus folgendem Dreigespann der wichtigsten WEIDE FUTTERPFLANZEN:

  1. Englisches Raygras
  2. Wiesenrispe
  3. Weißklee

Sie sind die beständigsten und widerstandsfähigsten heimischen Weidearten. Natürlich gibt es noch andere gute Arten.

Etwa wie Timothe, Wiesenschwingel, Knaulgras und Rohrschwingel. sie haben aber aber einige Schwächen. Wer sie wegen einiger ihren besonderen Eigenschaften einsetzt kann von Weiden noch mehr Futter herausholen. Dazu muß man sie gut kennenlernen. Dazu gehören auch ihre Stärken und Schwächen.

Das sind vor allem:

  • Konkurrenzkraft
  • Kampfkraft
  • Ausdauerfähigkeit
  • Pflegebedürftigkeit
  • Düngebedürftigkeit
  • Ausbreitungdominanz durch Verwilderung
  • Horstbildung
  • Trockenheitsverträglichkeit
  • Ausläuferbildung
  • Anpassungsfähigkeit an den Standort
  • Abhängigkeit von den Niederschlägen
  • Wuchshöhe
  • Verhalten / Ertrag bei Mahd
  • Mähweidefähigkeit
  • Regenerationsbedarf

Wachsen und erkennt man auf Weiden auch weitere wertvolle Pflanzenarten so sind diese natürlich ebenso durch Saatgut einzubringen um den Bestand zu verjüngen und ertraglich zu stärken.

Nur wer das ganze Spektrum der lokalen und heimischen Futter Pflanzen kennt, kann die örtlich optimalen Erträge erreichen.

Siehe dazu den Beitrag:  Entwicklungskonzept zur dynamischen Wiesenverbesserung vom Futterwiesenexperten HUMER
https://futterwiesenexpertehumer.com/2020/04/28/entwicklungskonzept-zur-dynamischen-wiesenverbesserung/

Weiden und Steilflächen können mit dem Saatsystem „Hufkultivierung“ von Mai bis Ende August eingesät werden. Die Hufkultivierung eignet sich besonders für schwierige Weiden in hängigem  Gelände. Bei dem Verfahren „Hufkultivierung“ erfolgt die Einsaat etwa 1- 2 Wochen vor dem Ende der Weide. Der wichtige Bodenkontakt für das Keimen des Saatgutes wird durch das Eintreten der Senartenamen mit den Weidetieren geschaffen – knapp bevor eine Weideperiode zu Ende geht. Bei ebenen Flächen führt man die Saat mit üblichem Grünlandsägerät wie Saatstriegel oder Samenstreuern durch. Im unbefahrbaren Gelände muss man verbesserungswürdige Flächen händisch besäen. Besonderes Augenmerk bei der Saat sollte man immer folgenden Problemzonen mit offenen Bodenstellen widmen: Bodenerosion, Plaiken, Trittgänge oder Flächen von der Punktbekämpfung von Unkraut. Die Tiere sollen dann einige Tage nach der Saat die Samen mit den Hufen eintreten. Besser ist es einen Aufwuchs nach der Einsaat zur Schonung der jungen Saat möglichst nicht sofort wieder zu beweiden um die junge empfindliche Saat zu schonen. Ist das schwer möglich wird man  die Saat öfter wiederholen müssen. 

Für erstmalige Übersaaten beträgt die Standardsaatmenge rund 20 kg/ha. Da bei schwierigen Keimbedingungen wie fehlender Bodenfeuchte oder große Konkurrenz durch die Altnarbe keine idealen Wachstumsverhältnisse gegeben sind, ist eine einmalige Saat nicht immer erfolgreich. Sofort spürbare Bestandesumwandlungen in futterreiche Weiden sind eher selten. In der Regel sind meist mehrere Saaten in geduldiger Wiederholung über mehrere Jahre notwendig. Auch für die Aufrechterhaltung ertragreicher Gräserbestände sind meist Folgesaaten notwendig, da erfahrungsgemäß immer wieder Schäden an der Grasnarbe auftreten.

Damit gute Futterflächen dauerhaft gute Erträge liefern ist wichtig, dass man

  • die Futtergräser und Unkräuter kennt, regelmäßig beobachtet und darauf reagiert
  • die Futtergräser ausreichend und sachgerecht mit Pflanzennährstoffen versorgt
  • die aufkommenden Unkräuter oder Ungräser rechtzeitig bekämpft und
  • den Anteil wichtiger Kulturgräser mittels Nachschub von Saatgut hochhält.

Saatgutmischungen zur Wiesenverbesserung

Zur Wiesen- und Weideverbesserung gibt es für die Übersaat, Nachsaat oder Einsaat eigene Saatgutmischungen. Solche Saatgutmischungen haben höchste Qualität im Hinblick auf Ampferfreiheit und mehrjährig geprüfter Sortenüberlegenheit in Österreich, wenn der Sackanhänger die Aufschrift trägt: „Empfohlen und kontrolliert  von der ÖAG1“.

Nachsaatmischungen im Überblick

Kurz-
name
Lage-eignungArten – Zusammensetzung bei
ÖAG – Nachsaatmischungen
NAMittlere LagenWeißklee, Engl. Raygras, Rotklee, Knaulgras, Wiesenschwingel, Wiesenrispe, Timothe, Rotschwingel
NIGunstlagenWeißklee, Engl. Raygras, Rotklee, Knaulgras, Wiesenschwingel, Wiesenrispe, Timothe
NIKIntensivwiesen
in Gunstlagen
Weißklee, Engl. Raygras, Rotklee, Knaulgras, Wiesenrispe
NATROTrockenlagenGLATTHAFER (neu), Weißklee, Engl. Raygras, Luzerne, Wiesenrispe, Rotschwingel
NAWEIWeidenWeißklee, Engl. Raygras, Knaulgras, Wiesenschwingel, Wiesenrispe, Timothe, Rotschwingel
Beispiel NAWEI Nachsaatmischung:

Konkurrenzkraft eingesäter Gräser – sehr unterschiedlich

Die Durchsetzungskraft oder Konkurrenzkraft der Gräser bei Einsaaten ist je nach Grasart sehr verschieden stark ausgeprägt. Arten mit hoher Konkurrenzkraft haben die Chance, sich als erste anwachsende Gräser am ehesten durchzusetzen und den Bestand hauptsächlich zu verändern.

Bei Arten mit geringer Konkurrenzkraft besteht nach der Meinung von HUMER das Risiko dass sie sich nur gering und teils sogar überhaupt nicht durchsetzen. Erst bei wiederholter Saat und ausreichenden Wachstumsbedingungen (viel offener Boden, gute Wasser- und Nährstoffversorgung) haben sie bessere Chancen nach Jahren durchzukommen. Sie werden aber dennoch von den österreichischen Grünlandexperten BUCHGRABER, PÖTSCH und KRAUTZER von ÖAG und LFZ Gumpenstein empfohlen, da sie dichtere Narben bilden können und zur Artenvielfalt (Biodiversität) beitragen.   

Konkurrenzkraft der Arten in Nachsaatmischungen
HOCHNIEDRIG
Rotklee
Engl. Raygras
Knaulgras
Wiesenschwingel
Wiesenrispe
Timothe
Rotschwingel

ÖAG: Österr. Arbeitsgemeinschaft für Grünland und Futterbau, www.oeag-gruenland.at

Abbildung: Durchsetzungsvermögen  angesäter Gräser und Kleearten bei Neuanlage auf Acker bei einer Dauerweide-Mischung G

Hinweis: Für Nachsaatmischungen gibt es keine derartigen Untersuchungen. Bei Nachsaaten als Einsaaten oder Übersaaten in eine Weidenarbe muss gerechnet werden, dass das Durchsetzungsvermögen der gesäten Arten deutlich geringer ist als bei einer Neuanlage auf geackertem Boden wie in obiger Grafik.  


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1 Kommentar zu „Hufkultivierung verbessert Futter auf Weiden

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